Erschöpfung und Transformation

Wir verändern uns nie einfach so

Fast immer kommt Veränderung erst dann, wenn das Alte nicht mehr tragbar ist.
Erschöpfung ist kein bloßes Signal – sie ist ein Vorbote von Transformation.

Wenn die Energie des Gehirns für Widerstand aufgebraucht ist, lässt es das alte Muster los und wird offen für Neues.
Gerade Erschöpfung macht oft Lösungen zugänglich, die vorher unmöglich schienen – nicht aus logischen Gründen, sondern wegen innerer Blockaden.

Das ist kein Fehler, sondern Teil unserer Natur

Das Gehirn spart Energie – und das zu Recht.
Solange eine Situation vertraut wirkt, greifen wir sie nicht an – selbst wenn sie schmerzt.
Ein neues Muster zu schaffen, ist immer aufwendig. Wenn das alte noch irgendwie funktioniert, lassen wir es selten los.

In der Natur läuft es genauso

Bevor eine Schlange ihre Haut abwirft, wird sie träge, sieht schlechter und zieht sich zurück.
Eine Raupe löst sich im Kokon vollständig auf, bevor sie ein Schmetterling wird.
Wachstum verlangt fast immer das Zerstören der alten Form – und Verletzlichkeit.
Transformation ist unmöglich, ohne vorübergehend die alte Stabilität zu verlieren.
Das ist der Preis echter Veränderung.

Bei uns Menschen ist es genauso

Oft beginnt echte Veränderung erst, wenn Erschöpfung eintritt.
Wenn das Alte nicht mehr hält – und Raum für Neues entsteht.
Und dieses Neue ist fast immer zunächst mit Verletzlichkeit verbunden.

Wir werden offen – nicht weil wir es wollen, sondern weil es nicht anders geht.

Aber der Mensch ist kein Gefangener seiner Instinkte

Wir können anders handeln.
Je höher unser Bewusstseinsgrad, desto größer die Chance:
– einer Krise zuvorzukommen, statt auf sie zu warten
– Signale von Körper und Psyche rechtzeitig zu bemerken
– Gewohnheiten nicht aus Angst, sondern aus Werten zu verändern
– selbst in Momenten der Schwäche und Übergänge bewusst und feinfühlig zu bleiben

Das nennen wir Reife, Resilienz – oder, einfacher gesagt, Freiheit.
Die Freiheit, verletzlich zu sein, aber nicht schutzlos.

Über Werte

Interessanterweise können wir das mit Maschinen und Geräten schon ganz gut.
Wir prüfen den Reifendruck, wechseln das Öl, aktualisieren Apps und achten auf den Akkustand.
Wir haben gelernt, sie nicht zu erschöpfen.

Wir besitzen bereits Achtsamkeit – aber wenden sie kaum auf uns selbst an.
Wir kümmern uns um Technik, aber übersehen unsere eigene Erschöpfung.
Wir beobachten Ressourcen von Geräten, aber nicht unsere eigenen.

Achtsamkeit ist eine Fähigkeit

Vielleicht hat man es uns einfach nie beigebracht.
Vielleicht wurde es nicht als wichtig angesehen.
Aber Achtsamkeit ist eine erlernbare Fähigkeit.

Und im Gegensatz zur Technik – gibt es von uns keine zweite Version.